Pflege & Instandhaltung

Mit dem Erwerb eines Instruments aus unserer Werkstatt haben Sie eine gute Wahl getroffen, herzlichen Glückwunsch! Wir wünschen Ihnen viel und vor allem lange Freude damit. Damit diese Freude nicht getrübt wird, ist es ratsam das Instrument regelmäßig zu Reinigen und auch zu Warten. Wir möchten Ihnen hier nun eine kleine Fibel an die Hand geben, die Ihnen helfen soll, Ihr Instrument in Schuss zu halten. Grundsätzlich werden wir hier nur Tipps geben, die Sie auch selbst anwenden können. Wartungs- und Reparaturarbeiten, die die erfahrene Hand eines Geigenbauers erfordern, wollen wir hier nur am Rand erwähnen.

Allgemeines
Nichts ist für ein Instrument schädlicher, als drastische Veränderungen in Temperatur und/oder Luftfeuchte. Unser gemäßigtes Klima in Mitteleuropa bringt normalerweise keine extremen Veränderungen zu Tage, dennoch können unter besonderen Bedingungen durchaus Schäden an Ihrem Instrument entstehen. Wenn Ihr Instrument beispielsweise längere Zeit in einem PKW verwahrt wird, der unmittelbarer Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist, wird der Lack durch die Hitze beschädigt. Hitzeschäden am Lack sind in der Regel irreparabel! Wenn das Instrument an einem sehr trockenen Ort gelagert wird – z.B. im Winter, wenn die Zentralheizung läuft – können sogenannte Trockenrisse entstehen. Sie können solchen Problemen durchaus vorbeugen, indem Sie Ihr Instrument vor extremen Temperaturschwankungen schützen, es nicht bei Sonnenschein im PKW belassen und den Geigenkasten im Winter mit einem Luftbefeuchtungssystem ausstatten. Bei konsequenter Anwendung sollte es möglich sein, solche Schäden zu vermeiden. Besonders wichtig ist, das Instrument niemals ohne geeigneten Kasten zu transportieren! Sie beugen damit nicht nur Witterungsbedingten Schäden vor, sondern auch anderen unvorhersehbaren Situationen oder Unfällen. Die relative Luftfeuchtigkeit sollte zwischen 45% und max. 80% liegen. Darunter drohen Trockenrisse, darüber könnte sich evtl. einmal eine Leimstelle lösen, was aber noch keinen größeren Schaden darstellt. Ihr Geigenbauer kann so ein Problem in kurzer Zeit und mit überschaubarem Aufwand lösen. Am besten kontrollieren Sie die Luftfeuchtigkeit mit einem qualitativ hochwertigen Hygrometer. Es sollte immer dort stehen, wo Sie Ihr Instrument aufbewahren.

Lack
Wir empfehlen eine einfache und regelmäßige Reinigung mit einem trockenen, fusselfreien Tuch aus Baumwolle oder Microfaser, um Kolofoniumreste, Staub- und Fingerabdrücke zu entfernen. Denken Sie auch an die weniger gut erreichbaren Stellen unter dem Saitenhalter, dem Griffbrett oder dem Kinnhalter. Auch Saiten und Griffbrett können so grundgereinigt werden. Es gibt im Handel verschiedene Lackpflegemittel, die auch vom Laien angewendet werden können. Diese Mittel unterstützen die Reinigung des Instruments und hinterlassen meist eine glänzende Oberfläche. Je nach Lackbeschaffenheit besteht hier aber die Gefahr, dass später z.B. Fingerabdrücke noch deutlicher zu sehen sind, als ohne Verwendung dieser Mittel. Achtung: Lösungsmittel- bzw. schleifmittelhaltige Lackpflege- und Reinigungsmittel sollten nur von einem geübten Geigenbauer verwendet werden. Die Gefahr, den Lack nachhaltig zu beschädigen ist sonst zu groß! Eine gründliche Lackreinigung wird Ihr Geigenbauer im Rahmen der jährlichen Inspektion vornehmen.

Wirbel
Eines besonderen Augenmerks bedürfen zweifelsohne die Wirbel ihres Streichinstruments. Kaum ein anderes Bestandteil ist ähnlich anfällig wie die Wirbel. Sie dürfen nicht zu schwergängig sein, um Wirbel und Wirbelkasten nicht zu beschädigen und um ein sauberes Stimmen zu ermöglichen. Andererseits darf der Wirbel nicht zu leichtgängig sein, um die Stimmung zu halten. Die besten Ergebnisse erzielen Sie hier durch ein ausgewogenes Zusammenspiel von Wirbelseife und Kreide. Grundsätzlich gilt hier die Regel: Haken oder Knarzen die Wirbel, können Sie diese mit etwas Wirbelseife gangbar machen. Halten die Wirbel die Stimmung nicht oder lockern sich sehr leicht, können Sie mit ein wenig Kreide auf den Laufflächen für ein wenig mehr Reibung und Halt sorgen. Um Wirbelseife bzw. Kreide auf die Lauffläche der Wirbel zu bringen, lockern Sie bitte an der betroffenen Saite die Spannung/Stimmung, genau wie beim Saitenwechsel. Wenn Sie nun den Wirbel aus dem Wirbelkasten herausziehen können, sehen Sie deutlich beide Laufflächen: sie sehen aus, wie glänzende Ringe. Auf diese glänzenden Fläche bringen Sie nun – je nach Bedarf – etwas Wirbelseife bzw. Kreide. Dann stecken Sie den Wirbel wieder zurück in den Wirbelkasten und drehen ihn ein paar Mal kräftig, damit sich die Wirbelseife bzw. die Kreide gleichmäßig auf der Lauffläche verteilt. Schließlich ziehen Sie die Saite wieder auf, genau wie beim Saitenwechsel. Beachten Sie bitte, dass die Saiten richtig auf den Wirbel aufgezogen werden! Sollten die Wirbel unrund laufen, sind meist die Wirbel und/oder Wirbellöcher oval oder der Konus stimmt nicht – oft ist beides der Fall. Es ist dann unumgänglich, das Instrument zum Geigenbauer zu bringen um diesen Schaden beheben zu lassen. Bitte vergessen Sie nicht; dass die Wirbel (genau wie die Saiten) ein Verschleißartikel sind. Wie die Reifen beim Auto unterliegen diese enormen Beanspruchungen und Belastungen. Nach einer gewissen Zeit ist hier entweder eine fachmännische Nachpassung nötig (Runderneuerung), bzw. ein kompletter Austausch.

Steg
Der Steg steht im Normalfall mittig zwischen den inneren F-Loch-Kerben, mit der Rückseite senkrecht zur Decke des Instruments. Dadurch sieht es so aus, als sei er leicht nach hinten (zum Saitenhalter) geneigt. Bitte achten Sie darauf, dass er sich nicht nach vorne neigt oder biegt, dann besteht Gefahr, dass er umfällt oder bricht. Eine leichte Neigung nach vorne kann durch das Stimmen entstehen. Diese Veränderung sollte unbedingt vermieden werden, weil sonst die Passgenauigkeit der Stegfüße leidet. Bitte achten Sie beim Stimmen des Instruments oder insbesondere nach dem Saitenwechsel darauf, dass der Steg immer im richtigen Winkel stehen bleibt. Diese manuellen Korrekturen sind essentiell wichtig für die Lebensdauer Ihres Steges !!! Achten Sie darauf, dass die Saiten nicht zu tief in den Steg einschneiden. Höchstens die Hälfte des Saitendurchmessers sollte im Steg liegen. Sie können die Reibung zwischen Saite und Steg vermindern, wenn Sie die Stegkerben (Auflageflächen der Saiten auf dem Steg) mit einem weichen Bleistift markieren. Das in der Bleistiftmine enthaltene Graphit hat eine hervorragende Gleitwirkung, ohne sich nachteilig auf das Klangverhalten auszuwirken. In manchen Fällen (z. B. bei der Violin E-Saite bzw. beim Cello) eignet sich auch eine kurze schwarze Kunststoffhülse, die über die Saite geschoben wird, um den Steg vor zu tiefem Einschneiden zu schützen.

Saiten
Um die Lebensdauer Ihrer Saiten zu verlängern, sollten Sie diese regelmäßig reinigen. Vor Allem in die Saite eindringender Kolofoniumstaub behindert den Klang. Es empfiehlt sich, die Saiten nach dem Spielen mit einem Baumwolltuch abzureiben um verbliebenes Kolofonium zu entfernen. Und vergessen Sie bitte nicht: die Saite ist ein Verschleißartikel und muss regelmäßig (min. 1x/Jahr) erneuert werden. Bitte achten Sie peinlichst genau darauf, dass sich auf der Decke im Bereich zwischen Steg und Griffbrett, also dort wo der Bogen die Saite streicht, sich kein Kolofoniumstaub ansammeln kann. Die Entfernung hartnäckiger Verschmutzungen kann nur von einem Fachmann vorgenommen werden und ist in jedem Fall mit Kosten verbunden. Regelmäßige Reinigung und Pflege zahlt sich also unbedingt aus!

Schulterstütze und Kinnhalter
Da diese Zubehörteile fest am Instrument angebracht sind, ist es notwendig, die Kontaktstellen regelmäßig zu kontrollieren. Sollten Kinnhalter oder Schulterstütze nicht gut sitzen, besteht die Gefahr, dass durch das Wackeln der Lack beschädigt wird. Bei Schulterstützen kann es auch im Laufe der Zeit zu Abnutzung und Beschädigung der Gummifüße kommen. Bitte ersetzen Sie die Fußgummis rechtzeitig, um diesen Abnutzungserscheinungen Vorzubeugen. Für die Statik des Instrumentes ist es besser, einen Kinnhalter zu verwenden, der mittig über den Endknopf gefestigt wird, da dort die Stabilität wegen dem Klötzchen besser ist. Die Modelle Berber, Flesch, Guarneri, Wendling oder Warta sind solche Kinnhalter. Sie sind im Fachhandel in allen gängigen Ausführungen erhältlich. Bitte achten Sie darauf, dass die Korkpolster an den Kontaktstellen des Kinnhalters fehlerfrei sind. Der Druck auf das Instrument ist hoch genug, dass ein defektes Polster den Lack Ihres Instruments nachhaltig schädigen kann.
Der Kinnhalter muss hoch genug sein, dass er den Saitenhalter an keiner Stelle berührt. Sonst kommt es zu Geräuschbildung und einem ungewollten Dämpfungseffekt.

Saitenhalter und Feinstimmer
Inzwischen werden die meisten Schülerinstrumente automatisch mit sogenannten Feinstimmsaitenhaltern ausgestattet. Diese erleichtern das Feinabstimmen enorm, werden aber von vielen Lehrern kritisch beäugt, da die Schüler das Stimmen mit dem Wirbel nicht mehr so intensiv üben. Sollten Sie einen Feinstimmsaitenhalter oder einen oder mehrere Feinstimmer an Ihrem Instrument verbaut haben, beachten Sie bitte, dass die Schrauben der Feinstimmer die Decke des Instruments nicht berühren. Schäden im Lack sind sonst vorprogrammiert. Bei nachträglich angebauten Saitenhaltern sollten Sie spätestens bei jedem Neubezug kontrollieren, ob der Feinstimmer noch korrekt im Saitenhalter sitzt. Stimmen Sie vorrangig mit dem Wirbel und drehen Sie vor dem Stimmen den Feinstimmer wieder ein Stück zurück, so reduzieren Sie die Gefahr, dass Teile des Feinstimmers die Decke berühren. Kontrollieren Sie Ihren Saitenhalter von Zeit zu Zeit auf eventuelle Risse an den Aufhängungen. Die Saitenspannung kann doch das Material im Laufe der Zeit ermüden und es ist besser den Saitenhalter zeitig zu erneuern. Die Wahl des richtigen Saitenhalters ist eine Philosophie. Ihr Geigenbauer hilft Ihnen gerne bei der Wahl des am besten geeigneten Saitenhalters für Ihr Instrument.

Stimmstock, Griffbrett, Ober und Untersattel
Diese Teile können nur von Ihrem Geigenbauer gepflegt und gewartet werden. Sollten Sie ein neues Instrument erworben haben, ist es ratsam, nach einem halben Jahr den Stimmstock nachsehen zu lassen. Durch das Spielen verändert sich das Instrument geringfügig. Eventuell aber schon so stark, dass der Stimmstock zu kurz wird und die Gefahr besteht, dass er umfällt. Das Griffbrett ist normalerweise aus Ebenholz. Kleine hellere Stellen oder kleine Flecken sind nicht automatisch ein Qualitätsmangel, sondern zeigen nur, dass es sich um ein Naturmaterial handelt. Durchgehend einfarbig mattschwarze Griffbretter sind entweder von erlesener Qualität, meistens aber chemisch nachbehandelt. Es ist auch völlig normal, dass das Griffbrett im Laufe der Zeit etwas uneben wird. Der Druck mit den Saiten und natürlicher Schwund führen dazu. Sollte es notwendig sein, wird Ihr Geigenbauer das Griffbrett abrichten und so die Unebenheiten beseitigen. Auch Ober- und Untersattel müssen gelegentlich von Ihrem Geigenbauer nachgesehen werden. Auf Ihnen liegt sehr großer Druck und sollten sie an den Kontaktstellen zu kantig werden, dann kann das im beim Obersattel dazu führen, das Saiten schneller reißen.